Eine Frau betrachtet sich im Spiegel, während sie ein langes Kleid trägt

Operative Lymphödem-Behandlung

In verschiedenen Fällen kann eine operative Lymphödem-Behandlung in Betracht gezogen werden, beispielsweise wenn die konservative (nicht operative) Behandlung nicht ausreichend effektiv ist, bei einer massiven Schwellung oder zur Entfernung von überschüssigem Gewebe nach einer erfolgreichen Entstauungstherapie.

An erster Stelle der Behandlungsoptionen für ein Lymphödem steht die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), die konservative (nicht operative) Behandlungsmethoden wie die manuelle Lymphdrainage (MLD) und die Kompressionstherapie kombiniert.

Operative Eingriffe können in Betracht gezogen werden, wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Symptome des Lymphödems zu lindern. In der Regel wird die Kompressionstherapie nach dem Eingriff für eine bestimmte Zeit fortgesetzt.

Eine operative Behandlung kann in den folgenden Fällen angezeigt sein:

  • Massive Schwellung und Deformation
  • Überschüssiges Weichgewebe nach erfolgreicher Entstauungstherapie
  • Wiederkehrendes Auftreten von bakterieller Zellulitis (Erysipel)
  • Lymphödeme an den Augenlidern oder Genitalien
  • Langzeitkomplikationen wie ein Lymphangiosarkom
  • Verbindungen zwischen dem Lymphsystem und der Haut (Lymphfisteln)

Welche operativen Verfahren kommen für die Lymphödem-Behandlung infrage?

Abhängig vom Ziel des Eingriffs stehen verschiedene operative Behandlungsoptionen zur Verfügung:

  • Mikrochirurgischer Eingriff zur Wiederherstellung des Lymphsystems
  • Chirurgische Gewebereduktion zur Entfernung von überschüssigem Gewebe (Debulking)
  • Fettabsaugung zur Entfernung von Fettgewebe und zur Verbesserung von Form und Größe der betroffenen Extremitäten

Mikrochirurgischer Eingriff

Es gibt verschiedene Arten von mikrochirurgischen Eingriffen, die jedoch alle auf eine Wiederherstellung des Lymphsystems abzielen. Vor einem mikrochirurgischen Eingriff muss der Lymphabfluss sichtbar gemacht werden. Hierfür wird eine kleine Menge eines fluoreszierenden Farbstoffs in das Lymphsystem eingespritzt. Der Farbstoff fließt durch die Lymphgefäße und macht so in der Bildgebung den Lymphabfluss sichtbar. Nachfolgend findest du eine kurze Beschreibung der verschiedenen mikrochirurgischen Methoden zur Wiederherstellung des Lymphsystems:

Lymphgefäßtransplantation:
Körpereigene Lymphgefäße werden aus einer gesunden Körperregion entnommen und in die von einem Lymphödem betroffene Region transplantiert.

Lymphknotentransplantation:
Körpereigene Lymphknoten werden mitsamt dem umliegenden Gewebe aus einer gesunden Körperregion entnommen und in die von einem Lymphödem betroffene Region transplantiert.

Veneninterposition:
Ein körpereigener Venenabschnitt wird zur Überbrückung zwischen Lymphkollektoren eingesetzt, um die Lymphdrainage zu verbessern. Diese Methode wird verwendet, um den Lymphtransport bei blockiertem Lymphabfluss wiederherzustellen.

Lympho-venöse und lymphonodulo-venöse Anastomose:
Anastomose ist der medizinische Fachbegriff für eine Verbindung zwischen zwei anatomischen Strukturen. Hierbei werden chirurgisch lokale Verbindungen zwischen einem Lymphgefäß und einer Vene (lympho-venöse Anastomose) oder einem Lymphknoten und einer Vene (lymphonodulo-venöse Anastomose) geschaffen. Diese Methode wird verwendet, um die Ableitung der Lymphflüssigkeit zu verbessern.

Chirurgische Gewebereduktion

Nach einer erfolgreichen Entstauungstherapie kann eine chirurgische Gewebereduktion erforderlich sein, um überschüssiges Gewebe zu entfernen und die Form der betroffenen Extremitäten zu verbessern. Dieser Eingriff wird auch bei Patient*innen mit einem Lymphödem am Augenlid oder an den äußeren Genitalien oder zur Linderung der Symptome bei einem schweren Lymphödem durchgeführt.

Fettabsaugung

Eine Fettabsaugung wird bei Lymphödem-Patient*innen vorgenommen, um Fettgewebe zu entfernen und die Form und Größe der betroffenen Extremitäten zu verbessern. Dieser Eingriff wirkt sich nicht auf das Lymphödem selbst aus und verbessert auch nicht die Lymphdrainage. Eine Fettabsaugung wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt und es ist wahrscheinlich ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt erforderlich. Vor und nach der Fettabsaugung ist eine Kompressionstherapie unerlässlich, um den langfristigen Erfolg des Eingriffs zu gewährleisten.

Bariatrische OP

Übergewicht kann ein sekundäres Lymphödem hervorrufen und auch ein bestehendes Lymphödem verschlimmern. Eine bariatrische OP kann für bestimmte Patient*innen, die Schwierigkeiten beim Abnehmen haben, eine Option sein.

Welche Risiken sind mit einer operativen Lymphödem-Behandlung verbunden?

Die verschiedenen operativen Eingriffe sind alle mit Risiken verbunden. Bei allen Arten von operativen Lymphödem-Behandlungen bestehen allgemeine Risiken wie Infektionen, Blutungen oder Schädigungen der Nerven und Gefäße während des Eingriffs. Eine operative Lymphödem-Behandlung ist nicht für alle betroffenen Patient*innen geeignet. Wenn du mehr über die operativen Behandlungsoptionen für ein Lymphödem erfahren möchtest, solltest du mit deinem behandelnden Arzt beziehungsweise deiner behandelnden Ärztin darüber sprechen.

Kostenübernahme

Bevor du eine operative Behandlung in Betracht ziehst, solltest du medizinisch abklären lassen, ob du dafür in Betracht kommst und ob sie einen Vorteil für dich hat. Außerdem solltest du dich bei deinem Arzt beziehungsweise deiner Ärztin und deiner Krankenkasse erkundigen, ob die Kosten für einen operativen Eingriff übernommen werden, da die diesbezüglichen Regelungen der Krankenkassen variieren können.

Erweitere dein Wissen